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Wieviel kann uns das Abwasser über das aktuelle Pandemiegeschehen und die Verbreitung des Coronavirus verraten? Dieser Frage will ein gemeinsames Pilotprojekt verschiedener Bundesministerien auf den Grund gehen. Bremen nimmt als einer von 20 ausgewählten Standorten in Deutschland teil.
Jeden Tag nehmen wir auf der Kläranlage Seehausen dutzende Proben, um die Qualität des Abwassers zu überprüfen – 39.000 Proben im Jahr für den größtmöglichen Gewässerschutz. Nun kommt eine weitere Probe hinzu, und die hat ein anderes Ziel – aber am Ende geht es auch dabei um den Schutz von uns allen.
Ab Februar 2022 beteiligt hanseWasser sich mit der systematischen Untersuchung des Abwassers auf das SARS-CoV-2 Virus an einem neuaufgelegten, bundesweiten Forschungsprojekt. Es ist ein gemeinsames Pilotvorhaben des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Finanziert ist es aus Mitteln, die die EU-Kommission allen Mitgliedstaaten zur Verfügung stellt. Deutschland erhält aus dem Fördertopf in Höhe von 20 Mio. € insgesamt 3,72 Mio. €.
Bis zum Frühjahr 2023 werden nun im Zulauf der Kläranlage regelmäßig Proben genommen und auf die Konzentration des Coronavirus untersucht. Man verspricht sich hierdurch ein objektives und effizientes Monitoring über die Pandemieentwicklung in einer Stadt, auch unabhängig von bestehenden Meldesystemen. Denn wo Humantests Grenzen haben, da sie abhängig davon sind, dass sich Personen testen lassen oder da es z. B. durch Feiertage oder fehlende Kapazitäten zu Testunterbrechungen kommen kann, muss jede*r regelmäßig die Toilette benutzen.
In den aufbereiteten Abwasserproben werden die enthaltenen Viren aufkonzentriert und isoliert. Über mulekularbiologische Verfahren lässt sich dann auch das SARS-CoV-2 Virus nachweisen. Durch die kontinuierliche Bepropung können ansteigende oder abflachende Trends der Viruslast im Abwasser erkannt werden. Die gewonnen Daten werden mit den Gesundheitsdaten der lokalen Gesundheitsämter abgeglichen und geben so Aufschluss über die Entwicklung einer Pandemie - und das bereits 8-14 Tage im Voraus. Denn sobald man infiziert ist, scheidet man über den Toilettengang automatisch Bruchstücke des Virus aus, die sich in den Proben wiederfinden, zu einem Zeitpunkt, an dem die Infektion über einen Test beim Arzt häufig noch gar nicht festzustellen ist. Das Abwassermonitoring kann somit als Frühwarn- oder Entwarnungssystem zum aktuellen Infektionsgeschehen genutzt werden, um lokale Gesundheitsmaßnahmen entsprechend frühzeitig abzustimmen.
Bis zum Frühjahr 2023 wird das aktuelle Pilotprojekt in Deutschland laufen. Im Anschluss soll dann entschieden werden, ob das Abwassermonitoring auch langfristig eingesetzt werden soll, um Viren im Abwasser nachzuweisen und Infektionsgeschehen nachzuverfolgen. Einige Länder, z. B. Kanada, die Niederlande oder Australien, nutzen diese Methode bereits flächendeckend.